Meister Kodo Sawaki sagt: „Der Mensch ist dazu berufen, ein wahrer Mensch zu sein. Der Mensch ist also dazu berufen, Buddha, und nicht ein unglaublich böswilliger kleiner Pilz, zu sein.“

Kodo Sawaki meint damit, dass der Mensch nicht dazu berufen ist, sich wie ein Dämon zu verhalten: als Dämon des Hasses, Dämon der Gier, Dämon der Dummheit, der Verblendung. Diese Dämonen liegen als Möglichkeiten in uns drin. Das menschliche Wesen ist dazu berufen, ein wahrer Mensch, das heißt Buddha, zu sein.

Der eminente Meister Dôgen Zenji sagt uns: „Zazen ist das Herz unseres Daseins. Zazen ist die sicht- und fassbare Manifestation der Buddhas dieser Welt.“

Es ist nicht möglich zu verstehen, was Buddha ist. Buddha entzieht sich unserem Verständnis. Wir können hingegen Buddha praktizieren, verwirklichen. Dies ist Zazen.

Auch wenn wir von der Dummheit, von Gedanken der Verblendung, Ablehnung, Hass und Wut übermannt werden; auch wenn wir von Gedanken der Gier, Lüsternheit und Begehrlichkeiten übermannt werden – wir können uns vor ihnen nicht bewegen, uns nicht um sie kümmern und uns ganz einfach gerade halten, der Kopf auf den Schultern, eine freie Atmung welche von selbst kommt und geht, die Gedanken erheben sich und verschwinden, von selbst – frei.

So erhält man den Buddhazustand, das reine Dasein, welches von allen Wesen dieses Universums geteilt wird und wovon auch wir ein Teil sind, aufrecht.

Dôgen schreibt weiter: „Setzt euch hin in Zazen und nehmt die Wolken, Berge, Flüsse und Wälder als eure Brüder und Schwester der Praxis an.“

Die Wolke ist immer eine wirkliche Wolke. Der Berg ist immer der authentische und wahrhafte Berg. Der Mensch ist manchmal ein kleiner Pilz voller Abneigung und Eifersucht.

Um ein wahrer Mensch zu werden, setzt euch hin und nehmt die Wolken, Berge, Flüsse, Hasen, Krokodile, Schlangen und Wildschweine als eure Väter, Brüder, Mütter und Schwestern der Praxis an. Das will heißen: Haltet euch über den Gedanken der Begierde, über den Gedanken der Angst, über jeglichen Gedanken und werdet selbst Vater, Mutter, Bruder und Schwester aller Wesen.

Taiun JP Faure, Abt von Kanshoji,
27 Januar 2018