Die Mitglieder von Kanshoji stellen Zazen und die Gebote in den Mittelpunkt ihres Lebens und drücken damit ihren Glauben an die Erleuchtungspraxis Buddhas aus. Sie widmen sich der Praxis der Öffnung der Herzen, die es ihnen erlaubt, mit Weisheit und Mitgefühl zu handeln – so kann man der Welt von seiner eigenen Verwirklichung aus helfen.
In einer Welt, die ihren Sinn verliert, in der die drei Gifte mehr denn je am Werk sind: Übermäßiger Konsum, Individualismus, Profitstreben generieren Umweltverschmutzung, Armut, Gewalt, Einsamkeit und Verzweiflung – eine Ethik auf der Grundlage buddhistischer Prinzipien ist notwendiger denn je.
Die Werte des Buddhismus – Mitgefühl, Altruismus, Einfachheit, Respekt vor dem Leben in all seinen Formen – werden von den meisten Religionen geteilt. Allerdings ist für Buddhisten die Erweckung Grundlage einer wahrhaftigen Haltung.
Die Praxis des Buddhismus ist nicht auf eine Elite beschränkt; sie ist universell, relevant in jeder Epoche und besonders in heutigen Zeiten. Es geht darum, mit den Gesetzen des Universums zu harmonisieren – die Interdependenz und Vergänglichkeit in jedem Aspekt unseres Lebens zu leben, in uns selbst, mit unseren Mitmenschen, mit dem ganzen Universum in der Beziehung zu sich selbst. Als Beginn hierfür richtet man den Blick nach Innen:
Sind meine Gedanken, Worte und Taten durch Weisheit und Mitgefühl oder durch die drei Gifte motiviert? Wie kann ich in mir selbst den Wunsch wecken, als authentischer Bodhisattva, als erwecktes Wesen, zu leben?
Kodo Sawaki sagt: „Der Mensch hat die Berufung, ein wahrer Mensch zu sein, das heißt, Buddha“ – „Buddha“ bedeutet „der Erweckte“.
Das Bestreben, ein erwecktes Leben zu führen, existiert in jedem von uns. Durch die Praxis des Zazen können wir die Erweckung erleben.
Indem wir die Gebote praktizieren, können wir den erweckten Zustand in allen Aspekten unseres Lebens beibehalten. Unsere Praxis lädt uns ein, den Egoismus beiseite zu legen und den Fokus auf den Anderen zu legen durch Respekt, durch Kooperation und durch Wohlwollen.
Buddhismus zu praktizieren bedeutet, alle Lebensformen, unsere und die aller Existenzen in aller Tiefe zu respektieren.
In einem Kloster zu leben bedeutet nicht, von der Welt abgeschnitten zu sein. In Kanshoji wurden im Laufe der Jahre viele Verbindungen zur lokalen Bevölkerung geknüpft.
Die Sangha, einer der drei Schätze des Buddhismus, umfaßt Dojos, die mit dem Kloster verbunden sind, und Praktizierende aus vielen Ländern. Sie kommuniziert mit der Sangha des europäischen und internationalen Buddhismus, soweit dass sie in der großen Sangha aufgeht, die die gesamte Menschheit umfaßt.
Durch die Medien und sozialen Netzwerke wollen wir mit so vielen Menschen wie möglich kommunizieren, um die Lehre und die Werte des Buddhismus allen bekannt zu machen, insbesondere jungen Menschen auf der Suche nach dem Absoluten, die einen authentischen spirituellen Weg suchen.
Kanshoji ist ein Kloster, in dem Gleichberechtigung ein ständiges Anliegen ist, unabhängig von unseren Unterschieden in Art, Geschlecht, Nationalität, Rasse. Keine Funktion ist für ein bestimmtes Geschlecht reserviert. Egal, wie jeder sich selbst definiert, das Wichtigste ist, sich selbst und andere mit seinem Buddha-Auge zu sehen, einem Auge des Verständnisses und des Wohlwollens.
Meister Deshimaru sagte: „Die Schüler müssen sich in Tiefe harmonisieren, wie die Milch und der Honig, und so eine schöne und starke Atmosphäre schaffen. […] Im Kloster lernt man respektvolle geistliche Freunde kennen; alle zusammen praktizieren das kostbare Zazen. Außerdem darfst du nie ihren guten Einfluß vergessen, der ewig ist und wichtiger ist als der der Familie. […] In Freundschaften, die entstehen, muß eine strikte sexuelle Moral eingehalten werden.“
Die Praxis des Buddhismus muß für alle zugänglich sein. Diejenigen, die die Mittel haben, werden ermutigt sie denen zu geben, die nur wenig haben. Diejenigen die den Wert des Buddhismus erkennen, geben bereitwillig denen, die etwas brauchen, damit sie praktizieren können.
Neben dieser Form des Gebens hat jeder immer etwas anzubieten: seine Zeit, sein Können, seine Lebensfreude. Das Geben ohne den Geist des persönlichen Profits ist eine wesentliche Praxis im Buddhismus.
Die Zukunft der Menschheit hängt von unserer Bereitschaft zu geben und zu teilen ab: von ganzem Herzen zu geben, mit Dankbarkeit zu empfangen.
Hypermaterialismus, der Wettlauf um Konsum, Komfort und übermäßige Unterhaltung sind letztlich nur eine Form der Selbstzerstörung.
Wir sind achtsam bei den Auswirkungen auf die Umwelt von jeder unserer Aktionen: beim Essen, bei der Kleidung, bei der Gesundheit, beim Heizen, beim Bauen, beim Umgang mit Abfällen, .
Die Zen-Meister sagen: „Der Mund des Mönchs ist ein Ofen.“ Buddha sagt: „Wenn du Wohlstand willst, iß Fleisch; wenn du Glück willst, iß es nicht.“ Die Mönche und Nonnen von Kanshoji haben, ohne starr zu sein, eine biologische und weitgehend vegetarische Ernährung gewählt; sie haben zu diesem Zweck auch zwei große Gemüsegärten.
Die neuen Gebäude wurden mit ökologischen Materialien und nach niedrigen Verbrauchsstandards gebaut. Kurzfristig sind diese Entscheidungen nicht immer die einfachsten oder billigsten, aber eine breitere Vision unter Berücksichtigung künftiger Generationen kann nur langfristig von Vorteil sein.
Die harte Arbeit der Mönche und Nonnen sowie ihr einfaches und bescheidenes Leben, ergibt die notwendigen Ersparnisse um solche Entscheidungen treffen zu können.
Wir sind bestrebt, Kanshoji zu einer Schule des Lebens zu machen, zu einem Ort des Friedens, der Offenheit, des Willkommens und des tiefen Wohlwollens.
Ein solcher Ort ist um so wichtiger, als wir uns einer kritischen Situation nähern, in der der Zusammenbruch unserer Gesellschaft und der ihr zugrunde liegenden Modelle bereits begonnen hat und wahrscheinlich anhalten wird. Einige Leute sprechen vom Ende dieser Welt, wie wir sie kennen, aber sie können nicht vorhersagen, was sie ersetzen wird. Wir müssen uns dem Wandel stellen, wissen, wie wir Chancen nutzen können, frei von jeglicher Vorbedingung sein, das ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Wende, so schwierig sie auch sein mag.
Es ist die Essenz des Buddha-Weges sich mit einer Welt zu harmonisieren, die ständig neu geboren wird während sie gleichzeitig nicht aufhört ständig zu vergehen.
Im Einklang mit unserer Zeit und unserer Umgebung bleiben wir den Lehren des Shakyamuni Buddha treu. Ohne uns auf die perversen Energien der drei Gifte zu stützen und uns ständig in Frage zu stellen, stellen wir uns der Realität, wie sie ist.
Auf diese Weise zeigen wir der Menschheit eine mögliche Richtung für eine glückliche Zukunft auf.
Sotoshu :
Ecole zen Sôtô
UBF :
Union Bouddhiste de France