Was ist Sôtô Zen?
Obwohl das Leben das Paradies ist, leben wir es wie in der Hölle.
Verantwortlich für unsere Unzufriedenheit und für unser Leiden ist unser eigener Geist.
Zen geht direkt an die Wurzel und schlägt vor, unseren Geist von allen Formen der Illusion zu reinigen.
Durch die Praxis des Zazen hat Shakyamuni Buddha, als Erster, seinen Geist gereinigt und sich zur Realität, so wie sie ist, erweckt. Diese Praxis des Zazen nimmt in unserer Schule den ersten Platz ein.
Der Geist von Zazen wird anschließend zu den Zeremonien, den Ritualen, und schlussendlich bis ins Alltagsleben mitgenommen.
Mit einem neuen, einem befreiten Geist handeln gibt unserem Leben Kraft, Leichtigkeit und Furchtlosigkeit.
Das Zen bewundert furchtloses Handeln, findet Befriedigung in einem einfachen Leben und legt all seine Bedeutung in die korrekte Befolgung der Rituale und Regeln.
Kohô Chisan
Zazen, die Meditation ohne Objekt
Im perfekten Gleichgewicht, bewegungslos, den Boden mit den Knien drückend, die Wirbelsäule zum Himmel gestreckt, nicht nach vorne und nicht nach hinten gebeugt. Man begnügt sich damit, in jedem Augenblick alle unnützen Spannungen im Körper, alle Absichten im Geist auszulöschen.
Durch diese Praxis wurde Shakyamuni zum Buddha.
In der friedlichen Haltung der Erweckung, ausgehend von der Stille und der Bewegungslosigkeit, natürlich, unbewusst, gibt man allen Dingen die Freiheit. Unseren Gedanken die Freiheit zu geben heißt, sich vor ihnen nicht zu bewegen. Das Bewusstsein öffnet sich dann ins Unendliche.
Hierdurch manifestiert sich in uns die Weisheit und das Mitgefühl Buddhas.
Jede Zeremonie schafft eine Verbindung zwischen denjenigen die daran teilnehmen und sie realisiert die harmonische Einheit der Sangha*.
Im Anschluss an das Zazen ist die Zeremonie den Buddhas, den Patriarchen und allen Existenzen gewidmet. So drücken wir unsere Dankbarkeit aus und geben die Verdienste unserer Praxis an das Universum zurück.
Samu:
Uneigennützige Aktivitäten in den Alltagsaufgaben des Klosters: Kochen, Putzen, im Gemüsegarten arbeiten, Geschirr spülen, etc. Die Praxis des Samu führt den Geist des Zazen in den Alltagsaktivitäten fort.
Meister Dôgen betrachtet das tägliche Leben als Feld der Erleuchtung.
Meister Dôgen schreibt im Kapitel Tenzo Kyokun des Eiheishingi:
Wenn ihr das Essen zubereitet, dann betrachtet nicht die gewöhnlichen Dinge mit einem gewöhnlichen Blick, mit gewöhnlichen Gefühlen und gewöhnlichen Gedanken.Weiterlesen
Entwerft, mit diesem Gemüseblatt das ihr zwischen euren Fingern dreht, eine prachtvolle Stätte für Buddha und achtet daraf, dass jedes winzige Staubkorn sein Gesetz verkündet. […] Es ist wichtig, dass euer Geist sich nicht mit der Beschaffenheit des Objekts verändert. Wenn euer Geist von den Dingen abhängt, ist es als ob ihr euer Verhalten und eure Sprache nach den Eigenschaften der Personen die ihr trefft, verändert. Dies ist nicht das Verhalten einer Person, die den Weg Buddhas praktiziert.
Es ist wichtig, dass euer Geist sich nicht mit der Beschaffenheit des Objekts verändert. Wenn euer Geist von den Dingen abhängt ist es als ob ihr euer Verhalten und eure Sprache nach den Eigenschaften der Personen die ihr trefft verändert. Ein solches Verhalten ist nicht das einer Person, die den Weg Buddhas praktiziert.
Die Praxis der Reinlichkeit:
In Kanshoji ist, wie es die Tradition übermittelt, morgens Zeit zum Waschen des Gesichts und abends für eine Dusche vorgesehen.
Meister Dôgen schreibt im Kapitel Senmen, „Das Reinigen des Gesichts“, des Shobogenzo:
Gemäß dem nichtdualistischen Denken ist es Unsinn nach der Reinheit des Geistes zu streben, wenn man den Körper mit Schmutz bedeckt lässt. Die Reinigung des Körpers ist keine reine Frage der Hygiene. Wenn man sich das Gesicht wäscht und den Körper, dann wäscht man auch und vor allem den Geist.
Im Kapitel Senjo, „Reinigung“, schreibt er:
Wasser ist im Urzustand weder unrein noch rein; der Körper ist im Urzustand weder unrein noch rein. Genauso verhält es sich mit der Vielzahl der Existenzen.
Die Reinigung besteht darin, den Körper-Geist der Buddhas und Patriarchen korrekt zu übertragen, intim sein mit ihrem Körper-Geist.Weiterlesen
Wenn ihr den Drang verspürt auf die Toilette zu gehen, müsst ihr euch zuvor vorbereiten. Geht nicht plötzlich und überstürzt. Wenn ihr euch die Hände mit Wasser wascht, wünscht euch, dass alle Existenzen wundervoll reine Hände bekommen in denen sie das Dharma Buddhas erhalten und bewahren können. Diejenigen die sich am Ort des Weges der Buddhas und der Patriarchen aufhalten, sind immer mit dieser majestätischen Gabe ausgestattet. Dies ist das Alltagsleben der Vielzahl der Patriarchen.
Das Nähen des Kesa:
Das Kesa, ursprünglich das Gewand Buddhas, symbolisiert die Übertragung. Man erhält es bei der Zeremonie des Eintretens in den Weg Buddhas und bei der Ordination zum Mönch oder zur Nonne.
Das Nähen des Kesa folgt präzisen Regeln, die aus der Zeit von Buddha stammen. Wir nähen es im Allgemeinen selbst in den vorgesehenen Nähstunden.
Es ist eine gemeinschaftliche Praxis, die Stille und Konzentration benötigt.
In Kanshoji nähen wir an speziellen Nähwochenenden, aber auch während der monatlichen Meditationswochenenden (sesshin) und regelmässig im Alltag des Klosters.
Die Art und Weise Nahrung zu empfangen und zu essen:
Im Kloster werden die Mahlzeiten in Stille eingenommen. Aufmerksam gegenüber sich selbst und der Realität die uns umgibt, harmonisieren wir uns mit den anderen. Das Empfangen und das Essen der Nahrung ist eine spirituelle Praxis.
Unser Dank geht an alle, die an dieser Mahlzeit teilnehmen.
Wir schauen, ob unsere Praxis und unsere Verdienste dieser Gabe würdig sind.
Wir bewahren unseren Geist im Normalzustand, frei von allen Gelüsten und Gier.
Wir nehmen diese Mahlzeit um unseren Körper am Leben und in guter Gesundheit zu erhalten.
Wir nehmen diese Mahlzeit um die Erweckung zu realisieren.WeiterlesenIn der vergänglichen Welt bleibend,wie ein Lotus im dreckigen Wasser,unseren Geist reinigend,wachsen wir über diese Welt hinausund würdigen den erweckten Geist.
(Auszug aus dem Sutra der Mahlzeiten)
Im Sôtô Zen wird die Unterweisung von Person zu Person weitergegeben.
In Kanshoji wird sie von Taiun Jean-Pierre Faure gegeben, der die Übertragung des Dharmas von Dônin Minamizawa Zenji erhalten hat.
Selbst wenn die Lehre in jeder Epoche verändert wird, stützt sie sich auf die Unterweisung der Gründer und der Patriarchen. In Kanshoji wird die Unterweisung in den verschiedenen unten beschriebenen traditionellen Formen des Sôtô Zen gegeben. Ausserhalb der vom Meister übertragenen Unterweisungen erhält man die Erziehung durch die Sangha in allen Gemeinschaftsaktivitäten: Zeremonien, Mahlzeiten, Samu, Alltagsleben, Kesa nähen, …
Alle Unterweisungen werden ins Englische übersetzt.