Meister Deshimaru sprach von der wahren Religion. Er sagte: „Die Religion vor der Religion“, die Religion vor den Worten und Dogmen. Dies sind nicht die Religionen, die sich gegenüberstehen, sondern diejenigen, die uns mit dem ursprünglichen Geist verbinden, diejenigen, die uns durch das, was wir gemeinsam haben, über Sichtweisen und Unterschiede hinaus miteinander verbinden. Religionen, die es Menschen, den menschlichen Wesen ermöglicht, in Frieden miteinander zu leben.

Meistens wissen wir nicht, wie wir korrekt auf das reagieren sollen, was uns passiert. Manchmal antworten wir in einem fieberhaften, wütenden, unaufmerksamen Geist. Zu anderen Zeiten reagieren wir mit Ismen, mit konventionellem Verhalten. Buddhas Vorschlag ist es, mit einem reinen Geist zu antworten, frei von Vorurteilen, völlig besänftigt, jenseits jedes egoistischen Interesses. Dies bedeutet, dem Universum jederzeit mit einem erweckten Verstand zu begegnen.

Es bedeutet, dass wir so oft wie möglich präsent sein sollen in diesem weiten und wachsamen Geist. Was uns fehlt, ist diese Gegenwart des Geistes. Es bedeutet, in diesem völlig verfügbaren ursprünglichen Geist präsent zu sein. Das ist es, was es uns ermöglicht korrekt, sofort und spontan zu reagieren. Es ist Buddha, der Buddha antwortet

Was diesen ursprünglichen Geist bedeckt und begräbt, ist die verwirrte und unbewusste Unruhe von aller Arten von persönlichen Standpunkten, aller Art von Interessen.
Deshalb ist es so wichtig den Weg zu kennen, der uns immer wieder zum ursprünglichen Geist zurückführt. Ihn zu kennen, heisst ihn zu praktizeiren.

Zazen ist die bewegungslose Reise, diejenige, auf der wir zum ursprünglichen Geist zurückkehren. Der wichtige Punkt ist, zu verstehen, wie man zum ursprünglichen Geist zurückkehrt.

Der erste Punkt ist, auf die toxischen Ströme und den Sumpf egoistischer Vorstellungen zu verzichten, in denen „alberne Wesen ertrinken und sich verlieren“.

Der zweite Punkt: Auch wenn es uns gelingt, auf die Wege des Bösen zu verzichten, werden wir aufgefordert, diese unbewegliche Reise fortzusetzen, ohne uns Gedanken darüber zu machen, was ständig mit dem Bewusstsein geschieht, ohne zu versuchen, etwas zu fangen oder zu fliehen, d.h. ohne uns Gedanken darüber zu machen, was erscheint oder verschwindet.

Drittens: Wenn man durch Unglück in beunruhigende Leidenschaften wie Wut oder Lust geraten ist, ist es immer möglich, sich von ihnen zu befreien. Lasst uns nicht wie dieser kleine Affe sein, der seine Hand in eine Kiste steckt, um eine Kokosnuss zu fangen, der nicht sehen kann, dass er durch das Schließen seiner Hand um die Nuss diese nicht mehr herausziehen kann. Er ist nicht in der Lage, zwischen Freiheit und Tod zu wählen.

Befreiung wird vor allem nicht durch Brutalität oder Gewalt erreicht, sondern durch einen ruhigen, angstfreien Blick auf das, was uns fixiert, was uns blockiert.
Es erfordert große Ruhe, große Feinfühligkeit, es erfordert Furchtlosigkeit. Das ist es, was die Welt so sehr braucht.

Das sind die drei Aspekte, die für die korrekte Praxis von Zazen notwendig sind: auf den Weg des Bösen zu verzichten, sich nicht um das zu kümmern was erscheint und verschwindet, und in der Lage zu sein, Finger für Finger die Hand zu öffnen, die an die Gedanken geklammert ist.

Den ursprünglichen Geist zu erreichen bedeutet, an dem Ort anzukommen, an dem alle Bewegungen des Verstandes gestoppt werden, an dem es keine Fabrikation oder Produktion von jeglichen Dingen gibt. Mit diesem Geist können wir in Frieden mit uns selbst und mit anderen leben. Das ist die Majestät des Weges.

Taiun JP Faure, April 2019

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