Kusen von Taiun Jean-Pierre Faure, Donnerstag 22. September 2016

Im Zazen muss man unnötige Anspannungen auflösen. Unbewusst presst man hingegen den Boden mit den Knien und streckt man den obersten Punkt des Kopfes zum Himmel. Diese unwahrnehmbare Spannung ist die Spannung der Erweckung. Manchmal vergleicht man diese mit der Spannung der jungen Triebe der Osterglocke, die im Frühjahr die gefrorene Erde durchbrechen. Ohne jegliche Anstrengung.

Bewahrt die Haltung so korrekt wie möglich, vollständig bewegungslos, exakt senkrecht, ohne überflüssige Spannung. Die Haltung die frei das Leben Buddhas manifestiert, der in jedem Augenblick sein Leben vom Universum erhält.

Das ist die Praxis der vollständigen Vereinnahmung. Man nimmt alle Fehler an, alle Funktionsstörungen. Man ist in Einheit mit allen Dingen. Wie ein Löschpapier das den Tintenfleck aufsaugt. In unserem Fall, was zu viel ist, was man den „Makel“ nennt, ist eine unpassende, ausschweifende Aktivität unseres Geistes, die uns von der Einheit trennt.

Es geht nicht darum die Realität zu erzeugen, sondern darum sich von der Realität ergreifen zu lassen. Eine ungeordnete geistige Aktivität schliesst uns in unserer fabrizierten Welt ein, der Welt der Konzepte, der Konzeptionen. Die Aufmerksamkeit die wir auf die Haltung richten, die Feinfühligkeit, die Gegenwart  der korrekten Haltung, das ist es was uns dem Unendlichen öffnet, der Unendlichkeit der Formen, sowohl ausserhalb als auch innerhalb von uns.

Sich nackt der Realität Buddhas stellen. Lasst alle eure fehlerhaften Konzeptionen fallen, alle eure mentalen Fabrikationen.

Ohne Bewaffnung, ohne Schutz. Sich von der Realität ergreifen lassen, von der Realität des Universums. Das erfordert nichts, oder besser es  erfordert die Unreinheiten, die Verhärtungen sich nicht festsetzen zu lassen. Wenn man diese Öffnung des Herzens, das heißt alle Dinge direkt in Herz gehen zu lassen ohne einzugreifen, nicht akzeptiert, in diesem Moment kalkuliert man, man erfindet Strategien, man versucht das was auf einen einfällt zu vermeiden, man versucht etwas zu erhalten, das nicht für einen ist. Man wird von den giftigen Strömungen der Gedanken davongetragen.

Bitte, haltet euch aufrecht, bewegungslos, ohne Angst, majestätisch geöffnet für die Realität Buddhas. Sowohl im Inneren, als auch im Äußeren, ohne Trennung. Wenn ihr so praktiziert, offen, in Kontinuität mit dem ganzen Universum, löst ihr das Problem der Geburt und des Todes.