Shakyamuni Buddha sagte bereits zu seiner Zeit: Die Welt steht in Flammen. Wir müssen das Feuer in unseren Köpfen löschen, die Flammen der Leidenschaften.

Im Jahr 2002 sagte ein Staatsoberhaupt auf einer Konferenz: Unser Haus brennt und wir suchen aber woanders.

Meister Deshimaru sagte uns: Ihr seid alle verrückt. Wir sind alle verrückt, aber ich bin etwas weniger verrückt.

Es ist also ein psychisches Problem. Wir sehen unseren Wahnsinn nicht. Alle denken: Der andere ist verrückt, aber ich nicht. Doch die Entscheidungen, die wir treffen, das Verhalten, das wir haben, sollten uns unseren Wahnsinn zeigen.

Ein Meister sagt zu seinem Schüler: Hörst du das Rauschen des Windes? Betrete den Weg auf diese Weise.

Das ist die Konzentration: wasche deinen Geist mit dem reinen Klang der Gegenwart. Von dort aus – mit einem offenen, klaren, reinen Geist -, aus der Konzentration kommt die Beobachtung. Nicht die wissenschaftliche Beobachtung. Es ist Beobachtung, ohne den Geist zu benutzen, ohne zu analysieren, ohne zu kommentieren, ohne zu interpretieren. Nur seine Fehlfunktionen sehen, allenfalls sie zu identifizieren. Zu sehen, dass wir Wesen der Leidenschaft sind und dass wir nicht zulassen können, dass die Leidenschaften alles Leben verschlingen. Löschen wir also das Feuer, das in unseren Köpfen brennt.

Wenn wir unseren Wahnsinn nicht sehen, ist es schwierig, ihn zu korrigieren. Wenn wir immer denken, dass es die Schuld anderer ist, können wir nicht vorankommen. Wir haben dann den Weg der Emanzipation, den Weg der Befreiung, nicht begonnen.

Einige Menschen sind immer wütend, beschuldigen immer andere, meckern immer über andere. Die anderen lösen nur unseren Wahnsinn aus. Es ist schwer für manche zu hören. Doch es ist die Wahrheit.
Es sind dieselben Menschen, die nur eine Lösung sehen: profitieren, genießen, sich ablenken, ohne die Folgen ihrer Entscheidungen zu betrachten.

Meister Dōgen sagt: „Wer auch nur für einen Moment das ‚Ich‘, das ‚ich Möchte‘ und das ‚ist Meins‘ vergißt und in die erhabene Einsamkeit zurückkehrt, der zeigt die wahre Form des Geistes des Erwachens. “
Erhabene Einsamkeit ist, wenn sich der Geist mit dem Körper verbindet, wenn Körper und Geist eins werden. Im Gegensatz zur dualistischen, wissenschaftlichen Einstellung, wo es denjenigen gibt, der beobachtet und das was beobachtet wird.

Meister Dōgen spricht nicht davon, das Selbst zu zerstören, das ist nicht möglich. Derjenige, der alles erscheinen und vorbeiziehen läßt, ohne sich darum zu kümmern, dieser manifestiert die wahre Form des erwachenden Geistes.
Seinen Geist waschen – Beobachten aus einem neuen Blickwinkel. Betrachte den Prozeß der Ursachen und Bedingungen, die sich in Konsequenzen verwandeln, die selbst Ursachen und Bedingungen sind … bis ins Unendliche.

Meister Dōgen sagt uns: Gewohnt sein den Elefanten im Schatten zu fühlen, sich nicht vor den echten Drachen fürchten. Gewohnt sein an deinen Gedanken mit Intelligenz herumzubasteln – Gedanken, die nur Repräsentationen der Realität sind. Zugang zu dem finden, was du wirklich bist, das heißt zu Gedanken, die aus dem Nicht-Denken kommen, wie der Drache, der von der Tiefe der Ozeane bis zum höchsten Punkt am Himmel aufsteigt und augenblicklich zum Meer zurückkehrt.

Einige Menschen gehen mit gesenktem Kopf, kauen immer wieder auf ihren Gedanken herum, nesteln an ihrem Standpunkt herum, verbreiten ihn. Es geht um die psychische Gesundheit für das Überleben des Universums, für das Überleben der Menschheit.

Wer, sei es auch nur für einen Moment, das ‚Ich‘, das ‚ich Möchte‘ und das ‚ist Meins‘ vergißt und in die erhabene Einsamkeit zurückkehrt, der zeigt die wahre Form des Geistes des Erwachens.

Im Zen wird vorgeschlagen, sich selbst, durch die Praxis, zu verifizieren, aber dabei nicht im Geist zu bleiben, nicht dem Geist Geist hinzuzufügen, indem man seine Vorurteile, seine Ängste entfaltet. Die Selbstkritik im Buddhismus ist lebendige Selbstkritik – das heißt die Erfahrung praktizieren.

Gib das ‚Ich‘, das ‚ich Möchte‘ und das ‚ist Meins‘ auf. Kehre zum ursprünglichen Geist zurück, von allen Konzepten gereinigt.


Taiun JP Faure, Kanshoji, Juli 2019

0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert