Der Mönch Joshu fragte Meister Nansen: „Was ist der Weg?“ Die Antwort von Meister Nansen ist berühmt geworden: „Der Geist des Alltagslebens ist der Weg.“
Es ist nicht notwendig sich auf den Kopf zu stellen, bizarre Dinge zu tun oder sich zu quälen. Der Geist des Alltags, das ist der Geist den man benötigt um den Alltag besser zu leben – aufstehen, sich waschen, auf die Toilette gehen, das Frühstück zu sich nehmen, … – der friedliche Geist den man benötigt um am Besten das Menschsein zu leben.
Warum ist es so schwierig einen friedlichen Geist zu erreichen?
Es ist so, dass das auf uns selbst zentriert sein, auf unsere egoistischen Ideen, ist was uns das Leben kompliziert macht. Das Hindernis zum Geist in Frieden ist, dass man nur an sich selbst denkt. Das Hindernis ist das ICH, das MICH, das MEIN, alles das was mich verlockt: meine Gefühle, meine Leiden, meine Gedanken und meine Ideen. Diese Ansichten relativ zu mir sind spezielle Ansichten der Realität, relativ nur zu mir.
Alles was relativ zum ICH, MIR, MEIN ist trennt mich von der Realität. Es ist weil wir uns nicht mit der Realität harmonisieren, eingeschlossen in unseren egoistischen Haltungen verbleiben, dass wir dem Leiden begegnen. Dass die „reine unteilbare Realität immer den ersten Platz im Hier und Jetzt einnimmt.“
Die Zenpraxis führt uns dazu wir selbst zu sein, so wie wir sind, einfach und sauber, der Geist klar und in Frieden. Es gibt dann keine Trennung mehr zwischen uns und unserer Umgebung. In jedem Moment passen wir uns der Realität an. In jedem Moment empfangen wir und antworten der Realität.
So ist es dass auf dieselbe Frage: „Was ist der Weg?“ der große Meister Keizan antwortet:
„Wenn der Tee serviert ist, dann trinkt den Tee.
Wenn der Reis serviert ist, dann esst den Reis.“
Der Realität folgen, in Einheit mit ihr sein, ohne Unterlass der Realität antworten, dies ist der Weg.
Es ist im Frieden des Geistes etwas unbewusstes, automatisches, natürliches. Der kosmischen Ordnung zu folgen, der tiefen Realität, unteilbar (an der wir Teil haben, von der wir ein Teil sind) – das ist die Haltung der Erweckung.
Man kann sagen, dass der Frieden des Geistes nichts anderes ist als die Erweckung des Geistes zur Realität: Wenn der Geist nicht mehr bewegt wird von den Ängsten, den Beklemmungen, den Eifersüchten, der Wut, dem Hass …
Im Zazen sitzend geben wir jeden Moment an die Realität, wir folgen nicht unseren Gedanken, wir bewegen nicht unsere Leidenschaften. Wir kreieren nicht alle Arten von Illusionen, die von der Realität entfernt sind. Nur sitzend, alles andere ausschließend. Vollständig sitzend werden wir wir selbst, ohne andere Anliegen. Nur erweckt, der Realität gewahr.
Nur sitzend, das ist schwierig!
Man hat immer die Tendenz etwas zu fassen, die Realität festzuhalten, obwohl wir die Realität sind. In Zazen bleiben wir auf nichts stehen, versuchen wir nichts bewusst aufzunehmen, egal was es ist, der Geist ist zu nichts hingezogen, egal was es ist, er wird durch nichts bewegt.
Meister Keizan hat ein weiteres Gedicht geschrieben, was den Geist des Zazen erfasst:
Wie eine schwarz lackierte Kugel, die durch die Nacht rollt.
Das will heißen, dass man es nicht sehen kann, dass man es nicht greifen kann – egal was es ist. Man kann die schwarz lackierte Kugel nicht von der Dunkelheit der Nacht unterscheiden.
Es gibt keine Unterscheidung zwischen uns und dem was uns umgibt. Wir sind in perfekter Beständigkeit mit allem was uns umgibt und das seit ewigen Zeiten.
Das ist nur schwer zu akzeptieren. Eine Realität akzeptieren, die in Einheit mit allen Dingen ist , wobei man dem nicht bewusst ist. Unbewusst, natürlich, automatisch sind die Charakteristika der Erweckung. Man muss also ein großes Vertrauen in das Loslassen haben. Seine eigenen Ansichten loslassen, seine Gedanken, seine Ideen, seine Ideologien, seine Leiden – kurzgefasst das ICH, das MICH und das MEIN.

Taiun JP Faure, Januar 2025

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