Ojukai-Zeremonie 2016 – Weitergabe der Vorschriften

Die Praxis : Zazen und Vorschriften

Zazen :

In perfektem Gleichgewicht sitzend, unbeweglich, die Wirbelsäule zwischen Erde und Himmel ausgestreckt… Versunken in dieser Haltung des Erwachens, ohne etwas zu ergreifen oder abzulehnen, natürlich, unbewusst, gibt man allen Dingen die Freiheit.

Unseren Gedanken Freiheit zu geben, bedeutet, sich nicht vor ihnen zu bewegen…
Das Bewusstsein öffnet sich dann ins Unendliche. Auf diese Weise manifestiert sich in uns die Weisheit und das Mitgefühl Buddhas.

Vorschriften:

Im Sôtô-Zen sind das Praktizieren von Zazen und das Praktizieren der Vorschriften ein und dasselbe.

In der Zazen-Praxis werden die Vorschriften natürlich, automatisch und unbewusst verwirklicht. Wenn Zen also Zazen ist, ist das Empfangen und Bewahren der Vorschriften im täglichen Leben an sich auch Zen.

Die Gedanken – insbesondere Gedanken der Gier, Gedanken, die von Abscheu oder Abneigung genährt werden, Gedanken, die von Unwissenheit oder Dummheit genährt werden … alle erscheinen und verschwinden sie in Zazen ganz von selbst.

Im täglichen Leben, inmitten all dessen, was wir zu tun haben, in der Aktivität von Körper und Geist, ist es nicht möglich, alle Gedanken vorbeiziehen zu lassen, da einige für die Aktivität, in die wir vertieft sind, notwendig sind. Dann bewahrt uns das Licht der Vorschriften davor, in falsche Richtungen zu gehen. In jedem Moment muss man sich die Frage stellen: Ist dieser Gedanke hilfreich für das, was die Situation erfordert? Hierfür ist es wichtig, sich die Grundsätze vor Augen zu halten und zu prüfen, ob dieser oder jener Gedanke nicht gegen den Geist der Grundsätze verstößt.

Gedanken des Hasses, der Abneigung, der Gier, der Angst, der Eifersucht … und die mit ihnen verbundenen Energien sind nicht notwendig, um große und gute Dinge zu tun, ganz im Gegenteil.

Stattdessen können wir in jedem Augenblick, den Umständen entsprechend, sehen, ob wir gegen die Grundsätze verstoßen, ob unser Geist von den drei Giften beschmutzt ist. Dies ist notwendig, um sich von ihnen zu befreien und ihnen nicht zu folgen. Diese Praxis ist die Praxis des Erwachens im täglichen Leben.